Herthas Phlegma gegen scheinbar kleine Vereine

Die Niederlage gegen Düsseldorf war in mehrfacher Hinsicht schmerzhaft. Die Düsseldorfer haben in den ersten 10 Spielen der aktuellen Bundesligasaison kein gutes Bild abgegeben und stehen nicht ohne Grund auf einem Abstiegsplatz. Als Herthafan reiste man also mit breiter Brust an den Rhein. Die drei Punkte schienen fast eine sichere Beute für die Hauptstadt zu sein. Und nach dem Relegationsspiel 2012 ist der Club aus Düsseldorf in Berlin nicht besonders beliebt, da freut man sich über einen Sieg um so mehr.

Doch leider überkam Hertha BSC mal wieder das Phlegma der Vorsaison. Gegen die großen Clubs spielt man engagiert und oft auch überraschend erfolgreich, gegen die scheinbar kleinen Clubs wirkt das Team oftmals wie ausgewechselt. Als Fan steht man diesem Phänomen ziemlich ratlos gegenüber.

Gegen Gladbach (Tabellenzweiter) gab es einen herausragenden 4:2 Heimsieg. Gegen die Bayern fuhr die Hertha erstmals seit 2009 einen Heimsieg ein und gewann 2:0. Dabei überzeugte die Berliner Hertha nicht nur spielerisch, auch der Einsatz gegen die Bayern war wirklich vorbildlich. Selbst aus dem Rückstand in Dortmund konnte man noch ein 2:2 machen.

Und das gleiche Team verliert dann gegen Düsseldorf 4:1, kann gegen Freiburg nicht gewinnen und spielt 0:0 in Mainz. Schwer zu verstehen und ärgerlich. Insbesondere dann, wenn der Einsatz nicht zu stimmen scheint.

Ich habe schon wiederholt bei einigen Foren gelesen, dass Hertha mit Rückständen oder Gegentoren nicht umgehen kann. Diesen Eindruck teile ich nicht, denn schon gegen Wolfsburg und Dortmund hat man trotz Rückstands nicht verloren. Und auch gegen Gladbach störte der zwischenzeitliche Führungstreffer der Gladbacher nicht. Das reicht für mich als Ursache also nicht.

Man mag in einzelnen Spielen taktische Details finden können, die dem Team nicht halfen, aber auch das würde das unmotivierte Auftreten der Mannschaft nicht ausreichend begründen.

Gegen Düsseldorf waren dann tatsächlich mit Torunarigha und Luckassen 2 Spieler ziemlich indisponiert. Aber auch dies erklärt die merkwürdige Hertha-Serie nicht wirklich.

Für mich haben zu viele Herthaspieler offenbar ein Einstellungsproblem, wenn es nicht gegen die großen Clubs und Namen geht. Kopfsache, um es auf den Punkt zu kriegen. Oder wie es Uwe Bremer von der Berliner Morgenpost titelte: Hertha braucht wieder mehr Gier.

Und da sehe ich Trainer, Trainerstab und Mannschaft in der Pflicht, dass man genau hier ansetzt. Eine gangbare Maßnahme wäre m.E., dass Dardai im nächsten Spiel auf Darida verzichtet und den emsigen Schelle wieder mal in die Startelf bringt. Kämpferherz hat der Junge. Auch Selke hat gezeigt, dass man gegen Düsseldorf extrem motiviert spielen kann. Er gehörte zu den wenigen Spielern, denen man die Motivation förmlich ansehen konnte. Dardai hat da m.E. ordentlich was zu tun in den nächsten 2 Wochen.

Im Gegensatz zu so manch anderem Kommentar bin ich übrigens keinesfalls der Meinung, dass die letzten Spiele den Trainer in Frage stellen. Verärgert bin ich auch, aber ich bin auch froh, dass so ein Vollblut-Herthaner bei uns Trainer ist. Hertha hat den besten Saisonstart der Vereinsgeschichte gehabt und nach 3 Wochen ist plötzlich alles schlecht? Man steht auf Platz 8 der Tabelle, soll das ein Problem sein? Das kann es doch wirklich nicht sein. In Hamburg haben sie bei jeder Gelegenheit den Trainer entlassen und man sieht ja, wo die jetzt stehen. Gegen Hoffenheim will ich jetzt aber auch mal wieder ein besserer Spiel sehen. Naja, wünscht sich im Moment  wohl jeder Herthafan.